Bildungsträger und Bildungsdienstleister – gibt es einen Unterschied?

/ 23.06.2021 / / 263

Bildungsdienstleister werden darauf bestehen, dass es einen Unterschied gibt, Bildungsträger pochen darauf, dass sie ebenfalls Bildungsdienstleister sind. Grundsätzlich bestehen die Unterschiede eher in den Produkten und dem Service, als in der Begrifflichkeit oder deren Bedeutung.

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Bildungsträger und Maßnahmen

Mit dem Begriff Bildungsträger verbinden die meisten Menschen, Anbieter spezieller Maßnahmen, die vom Arbeitsamt oder vom Jobcenter quasi verpflichtend verordnet wurden. Bildungsdienstleister klingt mehr nach privaten Seminarbietern und nach mehr Service. Über einen Kamm scheren lassen sich sämtliche Bildungsanbieter jedoch nicht.

Mit einem guten Kundenservice punkten inzwischen sowohl rein private Bildungsdienstleister, wie auch Anbieter, die für öffentlich finanzierte Maßnahmen zugelassen sind. Letzteres schließt ersteres nicht aus. Jedes gemütliche Yogastudio, das Kurse gibt, fiele unter den Begriff Bildungsanbieter, weil Wissen vermittelt wird. Zudem kann jeder Workshops anbieten und Menschen beispielsweise durch die Natur führen, ihnen Baumarten näher bringen oder Insekten bestimmen. Dass sich diese nicht mit Anbietern vergleichen lassen, die regional oder bundesweit mehrere Standorte haben, ist klar. Daher sind mit Bildungsdienstleistern bzw. -trägern eher die größeren Anbieter gemeint.

Produkte

Wenn hier ein Vergleich gezogen werden soll, müssen messbare Größen her. Alles andere wäre der berühmte Vergleich von Äpfeln und Birnen. Zur Veranschaulichung ein Praxisbeispiel:

Peter F. möchte sich in der IT weiterbilden. Er hat verschiedene Grundkenntnisse und möchte diese vertiefen. Schließlich boomt die IT Branche und Fachkräfte sind Mangelware. Er sucht nach entsprechenden Kursen und findet z.B. Seminare direkt bei Softwareherstellern, bei einem privaten Unternehmen in seiner Stadt, an der Volkshochschule und im Internet. Nun wird er vergleichen, welche Inhalte werden ihm denn geboten und was wird das Ganze kosten.

Schon wie die Recherche zum Produkt sich gestaltet, deutet darauf hin, wie serviceorientiert ein Anbieter ist. Gibt es Hotline, Livechat oder persönliche Beratungsgespräche weist dies darauf hin, dass der Kunde im Fokus steht. Er soll Antworten bekommen, hat die Chance Fragen zu stellen und bekommt nicht einen Link zu FAQ, die seine Fragen entweder gar nicht aufgreifen oder nur dürftig beantworten.

Bei einigen Anbietern geht der Service sogar noch über die Seminarzeit hinaus, indem noch für eine gewisse Zeit Unterstützung geboten wird (Softwaresupport, Praxistipps o.ä.).

Preis/ Leistung

Der Preis allein ist kein Kriterium für Qualität. Vielmehr muss verglichen werden, was der Kunde für den Preis bekommt. Die scheinbar identischen Produkte können sich beispielsweise darin unterscheiden, dass ein Anbieter die Fachliteratur überlässt, der andere sie nur ausleiht. Auch die Seminarform bestimmt den Preis. Präsenzkurs mit fester Teilnahmezahl ist in der Regel teurer wie ein Webinar mit größeren Teilnehmerzahlen. Die Qualifikation der Dozenten bestimmt den Preis ebenso, wie die Nachfrage am Markt.

Wert des Teilnahmenachweises

Vor allem im beruflichen Bereich muss darauf geschaut werden, welchen Wert ein Teilnahmenachweis hat. Für einige Tätigkeiten sind Lizenzen oder Fachnachweise sogar vom Gesetzgeber vorgeschrieben. Erfüllen die Nachweise diese Anforderungen oder haben sie den Wert einer Malbuchseite?

Wer nur für sich lernt, mag vielleicht keinen großen Wert auf Zertifikate legen, doch unser Land ist leider sehr bürokratisch und die Einstellung, dass Fachkenntnisse belegt werden müssen, weit verbreitet.

Qualitätsmanagement bei Bildungsträgern

In Bildungsmaßnahmen fließen oft öffentliche Gelder. Daher gibt es die Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung Arbeitsförderung (AZAV), die beschreibt, welche Träger und Maßnahmen gefördert werden dürfen, damit sie mit öffentlichen Geldern gefördert werden oder sich auf öffentliche Ausschreibungen bewerben können.

Für Träger bedeutet dies, dass sie ein Zertifizierungsverfahren durchlaufen müssen. Diese Zertifizierung wird in aufwendigen Audits durchgearbeitet und nur temporär gewährt. Erst wenn der Träger entsprechend zertifiziert ist, können auch Maßnahmen zur Zertifizierung eingereicht werden. Auch hier wird sehr streng auf Inhalt und Qualitätsmanagement geschaut. Wie bei den Trägerzertifzierungen, haben auch die Maßnahmenzertifikate nur eine zeitlich begrenzte Laufzeit.

Nicht zertifiziert werden müssen Maßnahmen, auf die sich zertifizierte Träger im Rahmen von Ausschreibungen bewerben. Sie erhalten sozusagen die Lizenz mit dem Zuschlag auf die Ausschreibung.

Gerade die Ausschreibungen haben der Bildungsbranche lange das Image von Geldmacherei ohne nennenswerte Gegenleistung beschert. Tatsächlich ist es so, dass der Ausschreiber – in der Regel die regionalen Einkaufszentren der Arbeitsagenturen – die Rahmenbestimmungen vorgab. Zeitlicher Ablauf, Gruppenstärke, grobe Inhalte. Bewerber konnten Konzepte einreichen, die geprüft wurden. Meist gewann der günstigste Bewerber. Davon wird inzwischen abgesehen. Dafür rücken die Konzepte mehr in den Fokus. Denn von dem Gedanken, dass Kunden Zeit absitzen müssen, sind die Jobcenter und Arbeitsagenturen inzwischen weit entfernt.

In der Praxis äußert sich das auch darin, dass es weit weniger Ausschreibungen gibt, dafür aber Gutscheine für zertifizierte Maßnahmen mit konkreteren Bildungszielen verstärkt gefördert werden. Ein Kunde, der alle zwei Jahre ein Bewerbungstraining besucht und immer noch keine Arbeit hat, wird auch im X.ten Seminar mit demselben Inhalt nicht sehr viel mehr Erfolg haben.

Was der Kunde wissen sollte

Die Förderung von Bildungsangeboten ist sehr vielseitig. Wer gut informiert ist und mit konkreten Anfragen zu einem Entscheider (in der Regel der persönliche Ansprechpartner in Jobcenter oder Arbeitsagentur) kommt, wird definitiv erfolgreicher sein, als der Kunde, der nur fragt und keine Informationen mitbringt.

Kunden sind bei weitem nicht nur Arbeitsuchende. Unternehmen können sich ebenso an den Arbeitgeberservice wenden, um Personal qualifizieren zu lassen. Es wird sogar außerordentlich geschätzt, wenn Unternehmen bei Expansionen oder Umstrukturierungen ihren Bedarf früh bei den Entscheidungsträgern anmelden. In besonderen Fällen können hier komplette Maßnahmen geschaffen werden, aus denen sich das Unternehmen dann die geeigneten Leute heraussucht.

Beispiel: Ein Seniorenpflegedienst mit ambulanter und stationärer Pflege, sowie einem betreuten Wohnangebot möchte einen Springerpool schaffen. Hierzu braucht es vor allem Helfer mit Grundkenntnissen, die in allen drei Unternehmensbereichen einsetzbar sind. Gesucht werden Interessierte mit Führerschein und dem Willen, sich zu Pflegeassistenten ausbilden zu lassen. Der Pflegedienst garantiert die Übernahme von 10 Personen und wird bei der Teilnehmerauswahl mit eingebunden. Der gesamte Kurs wird mit 15 Personen besetzt.

Natürlich veranstalten auch Bildungsträger ohne Zertifizierungen gute Fortbildungen. Wie wichtig Zertifizierungen sind, hängt immer auch davon ab, was genau die Teilnehmenden erreichen möchten. Im Zweifelsfall sollten potentielle Arbeitgeber befragt werden, was sie von entsprechenden Weiterbildungen und Anbietern halten.

Wann eine Bildungsmaßnahme wirklich als gut bewertet wird, hängt von sehr vielen Faktoren ab, die sehr individuell wahrgenommen werden. Nähe zum Wohnort, freundlicher Dozent und Hilfe bei Problemen nehmen die einen als Basis, die anderen wollen möglichst viel lernen und bewerten einen Kurs schlecht, weil andere Teilnehmer bremsend gewirkt haben. Die Geld zurück Garantie, die gern angeboten wird, kann ein Indikator sein. Denn müsste ein Träger laufend Geld zurückzahlen, würde er diese Garantie nicht mehr geben.

 

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Kategorien: Verbraucherschutz

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